
Borneo, mein blutendes Herz
Dramatischer Titel, ich weiß. Aber ich kann den Namen der einzigartigen Insel nicht hören, ohne dass in meinem Kopf all die furchtbaren Bilder von Waldbränden (dazu extra Beitrag), Rodung, Staudammprojekten, Ölpalmplantagen, Wilderei und Erdölförderung durch den Kopf gehen. Aber kommen wir erst einmal zu meiner Reise…
Tipp: Beim Lesen könnt ihr euch auch die traditionelle Sape der Dayak, einem indigenen Stamm, anhören (Video rechts in der Leiste).
Fakten vorneweg: Borneo ist die Bezeichnung der gesamten Insel, die sowohl zu Indonesien, als auch Malaysia und Brunei gehört. Brunei ist ein winziger Staat/ Sultanat (aber einer der reichsten der Welt), der eingequetscht zwischen den beiden malaysischen Bundesstaaten Sarawak und Sabah sitzt. In Sabah bin ich auch schon einmal gewesen, siehe mein etwas anderer Tauchurlaub. Die Malaysier nennen Borneo also gar nicht Borneo, sondern entweder Sabah oder Sarawak und die Indonesier bezeichnen den indonesischen Teil Borneos als Kalimantan. Kalimantan ist sehr groß und hat damit noch den größten Teil an verbliebenen Regenwald vorzuweisen, aber der ist kaum geschützt. Malaysia, das seit 1990 fleißig in die Produktion von Palmöl setzt, hat in seinen beiden Bundesstaaten schon ordentlich für Kahlschlag gesorgt, da gibt es oft nur noch winzige, geschützte Inseln dazwischen, wo man Rehabilitationszentren für Malaienbären und Orang Utans leitet (s. Karte unten dunkelgrün) – wissend, dass die Tiere keinen Lebensraum mehr haben, wohin man sie auswildern könnte.

Die Karte soll euch einen Überblick verschaffen, aber die Informationen über die Waldbestände sind von 2010. Daher… heute findet man da mehr rot und orange und noch weniger grün. Der dunkelgrüne Teil ist mithilfe des WWF zur Initiative Heart of Borneo berufen worden, allerdings noch lange kein Reservat. Und so lange alle Länder mehr an den temporären Profit und nicht an den langfristigen Verlust denken, wird man auch nicht darüber nachdenken, das gesamte Gebiet als Nationalpark zu deklarieren.
Achja, ich wollte ja von meiner Reise berichten…
Meine Schwester und ich waren in Kota Kinabalu, der Hauptstadt von Sabah. Aufgrund der Nähe zu den Philippinen gibt es in Sabah sehr viele Filipinos, ob nun offiziell oder illegal migriert. Der größte Teil lebt dort sehr wahrscheinlich ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung, denn anders kann man sich die Menge der bettelnden Kindern abends auf den Straßen nicht erklären. So etwas wird man in ganz Malaysia nur dort sehen. Damit einhergehend gibt es auch viele “Slums”, die ich in meinem anderen Beitrag über Sabah schon gezeigt hatte; die schwimmenden Blechhütten der Bajau. Kota Kinabalu (kurz KK) hat eine schöne Waterfront, der gegenüber eine Marine Park liegt, wo wir täglich tauchen waren. Am südlichen Teil der größten Insel, direkt gegenüber der Waterfront und in Sichtweite, befindet sich eines dieser Bajau-Dörfer. Es wird abgeraten, dorthin zu gehen, da die Kriminalitätsrate sehr hoch ist. Und das liegt alles zwischen solchen Buchten und Stränden:

Also, wie alles im Leben gibt es auch hier zwei Seiten der Medaille. Abgesehen vom Tauchen bietet die Stadt nicht viel, außer einen lebhaften Fischmarkt, wo man das, was man unter Wasser bestaunt, in der Auslage wiederfindet… Wir haben keinen einzigen Fisch angefasst, das geht einfach nicht. Die Tauchspots selbst waren sehr gut, kein Müll im Wasser, sehr warm (kontinuierlich 30 Grad Wassertemperatur), aber ein wenig arm an Korallen. Dafür trifft man Baracudas und Haie (für alle Nicht-Taucher: Das ist ein Highlight und kein Grund zur Panik!).
Weniger gut war unsere Tagestour zu Klias, einem kleinen Schutzgebiet, wo man die berühmten Nasenaffen sehen kann. Könnte. Wenn einem nicht kreischende Chinesen ständig in die Quere kämen. Asiatische Touristen sind nun einmal unumgänglich, vor allem wenn man in den Schulferien reist. Die und ein heftiger Regeneinbruch hatten die Tour zu einer Geldverschwendung gemacht. Aber ein Glück hatten wir in Sarawak nochmal die Chance, einen Nasenaffen hautnah zu sehen. Und natürlich semiwilde Orang Utans.
Nach Sabah sind wir nach Sarawak geflogen, wo meine Schwester größtenteils das Hotelzimmer bestaunt hat, da sie krank war. Sarawak ist ein ganz anderer Schlag als Sabah; hier ist man mehr auf Touristen eingestellt und alles wirkt strukturierter und ordentlicher. Mit dem Auto ist es kein Problem, durch die Gegend zu fahren, da die Straßen echt super sind. Kuching, die Hauptstadt, ist hübsch, es gibt britische Kolonialgebäude, ist sehr multikulturell (d.h. Moslems sind hier keine Mehrheit) und wunderbar zu Fuß zu erkunden (vermutlich neben Georgetown und Melakka die einzige Stadt, wo man spazieren gehen kann). Um Kuching gibt es ein Dutzend Nationalparks (die erwähnten kleinen “Inseln”), die man alle binnen einer Autostunde erreichen kann. In den Parks selbst findet man jetzt allerdings keine Krokodile, Elefanten oder gar Tiger. Dafür sind sie viel zu klein. Dennoch kann man recht entspannt und sicher auf beschrifteten Wegen entlang laufen und sollte die Augen offen halten für Nasenaffen, Hornbills, fliegende Eidechsen usw.
Aufgrund der eingeschränkten Mobilität meiner Schwester sind wir nicht weit gekommen, daher bin ich am Überlegen, noch einmal dorthin zu gehen. Nun, wenn die Feuer bis dahin nicht ganze Arbeit geleistet haben…
Das Fotoalbum ist ebenfalls fertig und bereit, bestaunt zu werden.
Immer wieder Bali
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Ein Kommentar
Jürgen Wendt
Danke für die Einblicke aus einer uns unbekannten Welt.
Strandreinigung bei uns in der Werbung: Sitzen 2 Männer am Strand und trinken Flensburger Bier! Fragt ein Tourist, was sie dort machen ? Strand reinigen war die
-Antwort. Wie geht das denn ?? Für jede Flasche Flens wird 1 qm Strand gereinigt.
TOLL !!!
Also, Diane mach bitte weiter mit den Berichten. Wünschen Dir alles Gute für
Deine evtl. letzten Monate in der Ferne.
R & J