Das Öl, das wir essen
Palmöl sagt mittlerweile allen etwas: Eine Alternative zum Soja- und Rapsöl und so ziemlich in allen Süßigkeiten enthalten. Viel ertragreicher als die anderen Pflanzenöle, nimmt so eine Palme gleichzeitig viel weniger Platz ein als ein Rapsfeld und bringt sogar mehr Früchte. Kein Wunder, dass die Anfrage wächst; es ist das meist angebaute Pflanzenöl der Welt.
Gelesen hatte ich natürlich auch schon früher von Palmöl. Ich weiß noch, wie der WWF in Kritik stand, da er sich irgendwann einmal positiv zu Palmöl geäußert hatte. Vermutlich war das noch zu einer Zeit, zu der man noch nicht absehen konnte, welch Spuren der Anbau hinterlassen würde. Wir wissen alle, dass Regenwald abgeholz wird. Wir wollen den Platz, das Holz und so ziemlich alles, was da drin ist, solange es Geld bringt. Ölpalmen (Elaeis guineensis) sind tropische Palmen, die bis zu 30 Meter hoch werden und 3000-6000 Früchte tragen können. Wenn man heute über Malaysia fliegt und sich über das viele Grün unter sich freut, dann sollte man sich mal fragen, warum der “Regenwald” so schön in Reih und Glied steht. Ja, schon ziemlich auffällig, dass alle Bäume gleich groß, gleich hoch und exakt in gleicher Linie stehen.
Schlimmer ist es noch, wenn man Auto fährt und stundenlang nichts anderes zu sehen bekommt. Das ist so, als würde jemand die gleiche Filmszene neben einem abspulen. Unheimlich ermüdend! Aber abgesehen davon, dass es beschissen aussieht, kommen wir mal zu den Auswirkungen dieser krassen Landwirtschaft. In Malaysia sind 20% der gesamten Landfläche schon Plantagen und natürlich ist das Fläche, die vorher nicht genutzt wurde, also weder andere Felder noch Städte. Was bleibt übrig? Richtig, Regenwald. Es gibt nur noch zwei bis drei wirklich echte Regenwälder (in grün) hier, die auf der Karte schon echt traurig aussehen. Orange ist auch Wald, aber nicht geschützt:


Um überhaupt Plantagen bauen zu können, muss der Wald weg, was meist durch Brandrodung geschieht. Das wiederum setzt Unmengen an CO2 frei und bringt den hier bekannten Haze in die Wohngebiete, auch über das Meer von Sumatra nach Kuala Lumpur; ähnlich wie der Smog in China, nur eben auf Feuer zurückzuführen. Er schmeckt wie kalter Ofen. Das Problem an den Plantagen ist auch, dass sie nicht nachhaltig angebaut werden. Wenn also der Boden keine Nährstoffe mehr her gibt, bringen die Palmen keine Früchte mehr und das Feld liegt brach, irreversibel zerstört, völlig unfruchtbar.
Indonesien ist weltweit der größte Produzent von Palmöl, dicht gefolgt von Malaysia. Also kurzum: Ich sehe das jeden Tag. Ich habe jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit mit überladenen LKWs zu kämpfen, von denen Holzsplitter und Palmfrüchte fliegen, die fast meine Frontscheibe einschlagen. Und wenn ich so diese ganzen Baumstämme mit dem (sehr teuren) Tropenholz sehe, dann macht mich das schon nachdenklich. Vermutlich würde ich vor einem frisch abgebrannten Stück Wald in Tränen ausbrechen. Also, Gewissenserleichterung: Palmöl vermeiden, vor allem die unzertifizierten Quellen. Um einfach mal zu gucken, wo Palmöl überall drin ist, könnt ihr ja mal hier durch die Galerie klicken. In Deutschland habt ihr zumindest Alternativen: Hier weiß ich gar nicht, wo KEIN Palmöl drin ist. Denn natürlich ist das ein lokales Produkt und wird vermutlich überdurchschnittlich viel benutzt – wie die Plastiktüten, da Erdöl ja auch made in Malaysia ist…
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