Dinge, die ich vermissen werde
13. Juli 2013
So, nun zur etwas emotionaleren Liste an Dingen, die ich vermissen werde:
- Meine Freunde: Ich hatte ja das Glück, nicht mutterseelenallein hier anzukommen, sondern kannte ja schon meine Kommilitonen aus Deutschland. Das hat mir nicht nur unglaublich geholfen, sondern das Band auch fester werden lassen. Insbesondere 2 Leute sind mir sehr sehr ans Herz gewachsen und ich hoffe, dass sich in naher Zukunft die Möglichkeit auf ein baldiges Wiedersehen ergibt.
- Das Essen teils teils: Hatten wir ja schon in der anderen Liste, nech? Also ich liebe hier alle Tofuprodukte, Sojamilch, rote und grüne Bohnen. Außerdem einige Gemüsesorten, für die wir in Deutschland nicht einmal Namen haben. Außerdem werde ich in Deutschland wohl öfter Koreanisch und Japanisch essen gehen, denn diese Küchen sind vielfältig und gesund – und hier in China meine sichere Zuflucht, wenn es sonst überall zu fleischig und ölig ist.
- Das Straßenleben: Der Verkehr ist der Horror, das ist klar. Aber wenn man von morgens früh bis abends spät 7 Tage die Woche vor seiner Haustür etliche Obst- und Gemüseläden hat, zudem mal eben für ein paar Cent kopieren gehen oder sich eine köstlich heiße Süßkartoffel schnappen kann, dann sind das doch wirklich Dinge, die man schätzen lernt.
- Restaurants: Mal eben Essen gehen, das ist bei uns immer mit viel Geld verbunden. Hier ist das völlig normal, wenn man mal kein Bock auf die Mensa hat. Kostet alles kaum etwas – außer ausländische Küchen, da muss man schon tiefer ins Portemonnai greifen.
- Mal eben schnell…: …nen Handyvertrag abschließen, einkaufen gehen, egal an welchem Tag, sich nen Termin innerhalb der nächsten 3 Tage holen, oder sich Brillengläser innerhalb von 30 Minuten machen kann. Vieles ist hier einfach einfacher. Auch die Art zu denken, wobei vieles auch in fehlender Weitsicht endet.
- Die Sprachenvielfalt: Wenn ich unterwegs bin, spreche ich meistens 3 Sprachen am Tag, manchmal sogar parallel. Freunde aus aller Welt, chinesische Freunde und auch Deutsche. Ich kenne oftmals manche Begriffe nicht auf Englisch und ersetze sie dann durch Chinesische, was dann in purem Codeswitching endet. Es macht Spaß und ich weiß, wie schnell ich das alles wieder verlernen werde, wenn ich in Deutschland bin.
- Internationale Kontakte: Hier passiert es manchmal, dass dich jemand aus Australien, Amerika oder Spanien anspricht, weil du eben kein Chinese bist. Das beginnt mit einfachen Fragen, wie nach dem Weg fragen, bis hin zu Small-Talk oder ne Verabredung zum gemeinsamen Ausgehen am Abend: Was machst du hier? Wie lange bleibst du? Und so weiter. So lernt man viele interessante Menschen und Geschichten kennen.
- Das Ich-kann-was-machen-Gefühl: Obwohl die Tendenz sinkt, ist der Ausländer-Status in China immer ein etwas privilegierter Status. Das merkt man vor allem, wenn es um Arbeit geht. Ich verdiene mit einfacher Nachhilfe 18 Euro die Stunde, und bekomme immer mal wieder kleine Angebote, von Übersetzungsarbeiten, bis Korrekturlesen. Ich war Hostess auf Messen, habe Stadtführerin für Autoren gespielt und lande immer mal wieder ganz unvorhergesehen auf irgendwelchen Ausstellungen. Das alles hat viel mit der Kontakte-Kultur zu tun; Jemand kennt immer irgendjemanden. Und ich kenne jetzt auch viele Menschen. So etwas fehl aufgrund der Distanz in Deutschland doch erheblich.
- Meine Wohnung: Meine erste, eigene Wohnung. Natürlich, ich habe sie nicht einrichten können, aber dennoch – ich habe fast ein Jahr ganz alleine gewohnt, was ein unglaublich tolles Gefühl ist. Unabhängig, frei, selbstbestimmt 😉
- Mobilität: Ich wohne sehr zentral, sowohl 5 Minuten zum Stadtzentrum entfernt, als auch 10 Minuten vom Campus. Die U-Bahn ist super schnell und bequem, und es gibt überall Busse und Taxen, die bezahlbar sind. Auch auf Reisen gibt es immer einen Weg zum Ziel, auch wenn das heißt, auf einem klapprigen E-Bike 6 Kilometer auf einer Schotterstraße zu fahren. Das werde ich vermissen.
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