Dschungelcamp? Hatte ich schon.
27. Februar 2015
Der Weg war hart, sehr sogar. Ich war einfach nur erleichtert, dass ich 3 Nächte hier bleiben würde, so hatten sich die Strapazen zumindest gelohnt. Vor 3 Tagen hatte ich die Biofarm auf Panglao verlassen und bin zum Hafen, wo ich mir erneut einen Scooter für 4 Tage lieh – Ihr müsst wissen, ich bin da jetzt richtig gut drin! Und anders kommt man hier nicht von A nach B, ich meine, es geht, aber dann muss man damit rechnen, dass man mal einen ganzen Tag mit Warten im Nirgendwo verbringt. Achja, und ich habe keinen Führerschein bei mir, den man aber haben sollte, denn so ein Scooter hier fährt bis zu 200km/h. Gefragt wurde ich aber nie (naja, schon, aber ich winke bei sowas nur ab und sagte: Com’ on!) – auch nicht, als ich in die Straßenkontrolle geriet. Ich habe mein strahlendstes Lächeln aufgesetzt und wurde durchgewunken. Glück gehabt! So viel Bargeld habe ich nämlich gar nicht bei mir, um die Strafe zu zahlen (60€). Und so bin ich weiter mit meinem fetten Rucksack aufm Rücken, den kleinen Rucksack zwischen die Beine, und habe mich ins Innere der Insel gewagt. Rein in den Dschungel. 1,5 Stunden später (2, wenn man die Pizzapause einrechnet), dann abgebogen auf den Schotterweg, der ganz eindeutig auf meine Unterkunft wies. “Nuts Huts”, laut diversen Reiseführern DER Ort, wo man als entdeckerfreudiger Reisende einzukehren hat. Nach 100 Metern wurde aus dem Schotter schweres Geröll, dass man mit einem Scooter nur mit Ächzen und schmerzhaftem Auf und Ab bewältigen kann. 300 Meter später fiel es steil ab, der Weg nur noch ein einziges Geröllfeld. Hallo?! Das konnte unmöglich ein befahrbarer Zugang zu meiner Unterkunft sein! Selbst die Schmetterlinge überholten mich beschwingter Leichtigkeit, während mein Hintern zu protestieren begann.
Mhm, gut, ich musste wohl eine Abzeigung verpasst haben. Die Palme da hinten vielleicht? Zwischen den Wasserbüffeln oder gar dem Hühnerfeld durch? Verunsichert schaltete ich den Motor ab und ging zu Fuß weiter, um abzuchecken, ob dieser Aufwand überhaupt irgendein Ziel hatte oder ich letztendlich nicht doch vor einer Schlucht stehen würde. Ha! Und wo standich nach gefühlten 3km? Tatsächlich vor einem Abhang! Aber da standen auch andere Bikes, ergo musste es hier irgendwo… ich beugte mich nach vorne. Eine Treppe hinunter in die Tiefe. Mir lief der Schweiß jetzt schon in Strömen über den Körper, doch jetzt mischte sich Panik dazu. Okay okay, ganz ruhig! Ich legte mein Gepäck ab und stieg wieder auf, um meinen geschundenen Scooti zu holen. Im Schneckentempo, aber trotzdem mit zahlreichen blauen Flecken (sowohl er, als auch ich), kam ich endlich “unten” an und parkte neben den anderen Vehikeln. Schnaufend setzte ich mich in den Schatten und wartete, bis das flaue Gefühl im Magen abklang und mein Puls wieder unter 100 war. Dann schulterte ich meine 20kg und machte mich an den Abstieg (Fotos auf dem Handy…). Stufe um Stufe… Meter um Meter… Mühsam röchelnd schaffte ich es in eine Hütte, die am Abhang gebaut war. Rezeption… Restaurant… ein schöner Ort um zu sterben. Ich brach auf der Bank vor der Rezeption zusammen und fiel in einen komaähnlichen Zustand, aus dem mich erst wieder ein “Hi, welcome to Nuts Huts!” zurück in die Realität holte. Äh ja, Ich sah zwar noch keine Huts, aber das hier war definitiv der richtige Ort. Einige Zeit später war ich wieder aufnahmefähig und wurde darüber informiert, dass die Unterkünfte unten am Fluss standen. Unten. Wie, unten?!? Wo war ich denn? Okay, es machte Sinn, dass die Bananen neben mir an der SPITZE der Palme wuchsen, deren Fuß irgendwo da unten war. Ich schluckte tapfter, schulterte erneut meine Sachen und ging weiter runter.


Wenn ihr mich später fragt, ob ich während meiner Reise abends mal feiern oder länger als 22 Uhr wach war, dann lest nochmal diesen Beitrag und ihr werdet verstehen, dass 22 Uhr meine absolute Höchstgrenze des Machbaren war, denn das Erklimmen der Nuts Huts war kein Einzelfall. Nein, ich hatte nur selten wirklich zugängliche Unterkünfte, das Licht ging sowieso ständig um 22 Uhr aus und das Licht vom Smartphone half gerade mal, um das Klo zu finden. Dafür kann ich sagen: Handflächengroße Spinnen aufm Klo? Muss man mit rechnen. Flughunde, die des nachts mit dir kollidieren? Große Viecher, sage ich euch. Gottesanbeterinnen, Glühwürmchen, 30cm Eidechsen an der Wand? Nette Deko. Geckos, die dir das Essen vom Teller klauen? Naaaa, gib wieder her, meins! Ne Dusche brauchte ich auch nicht, hatte einen Fluss vor der Tür, und wenn da die Einheimischen drin baden, dann wirds da wohl keine Schlangen drin geben, oder? Oder?! Naja, Shampoo mitnehmen und hoffen, dass die Viecher ne Pantence Pro-V Allergie haben. Oder Karaoke singende Chinesen auf den Booten meiden, ja, verständlich. Tue ich ja auch.

Ich sitze gerade mit gepackten Sachen im Restaurant, das auf Hälfte des Abhangs gebaut ist. Ja, dort, wo ich zusammenbrach. Muss den Weg ja auch wieder hoch, haha. Aber erstmal ne Pause und hoffen, dass das Handtuch noch ein bisschen in der Sonne trocknet. Die Haare tun’s jedenfalls nicht. Dann gehts zurück zum 50km entfernten Hafen, Scooti abgeben (und hoffen, dass ich da keine allzu großen Dellen reingehauen habe), nochmal ne Nacht dort bleiben, dann morgen nach Manila fliegen, dort nochmal einen Tag rumhängen (und shoppen gehen!) und dann am 1. März morgens um 7 Uhr in den Flieger zurück nach Peking.Fuck. Verdammt, Peking. Ich denke da nur einem bitteren Gefühl im Mund dran. Ich hatte meine Wohnung gekündigt bevor ich abflog und habe genau 14 Tage Zeit, eine Neue zu finden. Ganz abgesehen davon, dass mein Praktikum sofort beginnt und der Unterricht auch (“Oh, Lehrerin, was ist mit deiner schönen weißen Haut passiert?!” – “Die Natur ist passiert, ihr Großstadt-Milchteeluschen!”). Öhm – ja, durchatmen, noch einen Mangoshake bestellen. Heute ist heute. Zukunft beginnt erst morgen. Oder übermorgen. Und noch zirpt, summt und zwitschert es um mich herum. Ich sollte auf dem Weg zum Hafen noch nen Pizzastop machen…
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