Nanjing

In the middle of… nowhere?

Guten Tag, hier ist die Tagesschau in 100 Sekunden.

Diesen Satz trage ich 1x die Woche als Einleitung zum Hörtraining für meine beiden 16-jährigen Nachhilfeschüler vor. So kommt es, dass ich mir mindestens genauso oft die Tagesschau ansehe und mich ein wenig über das Heimatland erkundige. Hier bekommt man ja nichts mir, erst recht nichts vom Inland (es sei denn, es handelt sich um grandiose politische oder sportliche Leistungen irgendeines Politikers oder Sportlers).

Wer es noch nicht gesehen hat, den lade ich noch einmal ganz herzlich ein, mein neues Fotoalbum von Huang Shan (“Gelbes Gebirge”) anzusehen. Ich hätte hier gerne noch ein paar mehr Fotos von dem Wochenendausflug gezeigt, aber leider fehlen mir noch die Bilder von meinen 3 Mitreisenden. Natürlich die Fotos, auf denen man selbst häufiger zu sehen ist, als auf denen, die man selbst geschossen hat.

Hier merkt man langsam auch den Herbst. Vor allem, wenn ich abends noch am Schreibtisch sitze und die Kälte (ca. 8-10 Grad) von draußen hineinschleicht… oder morgens, wenn ich aus dem Bett krabbele. Wer sich jetzt denkt: Pah, 10 Grad! Bei uns friert es schon!, der sollte noch einmal daran erinnert werden, dass es im Süden Chinas keine Heizungen gibt. Gar nicht. Also – 10 Grad können sehr kalt sein!!! Ich hoffe, es wird hier nicht frieren… ansonsten, muss ich mir doch den stylischen Strampelanzug von Paul Frank kaufen (man beachte die integrierten Schuhe!) 😀 Meine Essgewohnheiten ändern sich allmählich auch schon auf 3 warme Mahlzeiten am Tag, vorzugsweise scharfe Suppen oder Reisbrei. Schonmal koreanische Kimchi-Suppe probiert? Das macht wach und warm – und die Nase läuft auch ordentlich (frei)!
Apropos: Gestern war ich Japanisch essen, ein neues Geschmackserlebnis. Fotos und Kommentar findet ihr in der Rubik Kulinarisches 😛

Hier ein paar Eindrücke vom nicht wirklich herbstlich aussehendem Kaisergarten Nanjings – ich habe mit dem Besuch extra bis zum Herbst gewartet, weil ich unbedingt rot-gelbe Blätter fotografieren wollte… tja, der Plan ist nicht ganz aufgegangen:

Ihr seht, ich musste nicht einmal eine Jacke tragen… bis es dunkel wurde, der Platzregen und der Sturm kam *lach* Und alles grünt und gedeiht noch wunderbar, Indian Summer weit gefehlt!

Heute war ich 8 Stunden shoppen, denn ich war fest entschlossen, Kleidung, insbesondere einen Mantel zu kaufen. Der Plan ging nicht ganz auf, denn obwohl ich auch in westlichen Geschäften war (Only, Vero Moda, Esprit etc.) ist L meist zu weit und M hat zu kurze Ärmel – bei chinesischen Marken passe ich generell nicht in L und XL gibts meist nicht *g* An Hosen wage ich mich erst gar nicht, geschweige denn Schuhe. Auch wenn ich vorhabe, irgendwann in ein großes Geschäft zu gehen und zu sagen: “Bringen Sie mir alle Schuhe, die sie in Größe 41 haben!”. Aber es ist nicht so, als hätte mir gar nix gepasst, einige Sachen sahen (an mir) auch einfach nur scheiße aus 😀 Chinese Style ist manchmal schon etwas trashy…
Zum Alltagsleben kann ich noch sagen, dass ich in meiner chinesischen Wohnkommune allmählich nicht mehr wie ein Spion behandelt und misstrauisch beäugt werde. Ja, der Gemüsehändler freut sich jeden Morgen wie bescheuert, wenn ich um 7:30 Uhr an seinem Stand vorbei bzw. über seine Tomaten steige (“Heute aber Brokkoli, Brokkoli ist gut!”), der Tofu-Mann nickt, der Sesambrot-Moslem ruft sein “Hello!” und wenn ich nen Baozi kaufe, denn wissen sie, dass ich auf jeden Fall eine Sorte ohne Fleisch wähle. Und die Omi im 5. Stock sagt auch nett Guten Morgen und fragt im selben Atemzug, ob ich nicht wieder ein paar Plastikflaschen für sie hätte (die kann man hier recyceln lassen und bekommt Geld dafür). Zu blöd, dass ich jetzt nen Wasserfilter habe und keine Wasserflaschen mehr kaufen muss… Nur der Torwächter verzieht keine Miene, aber das gehört wohl zu seinem Job.
Berufsqualifikation: Böse gucken.

Es läuft soweit alles rund, auch wenn jetzt allmählich die Prüfungsphase beginnt… am kommenden Freitag habe ich Vokabel- und Grammatikprüfung über ein ganzes Buch, dann muss ich meine erste Mini-Hausarbeit von 5-8 Seiten in Kontrastives Übersetzen schreiben und an den Dezember möchte ich gar nicht erst denken. Sonst ist die Organisation der Uni eher zum Ärgern; Ständig ändern sich Seminartermine, etwas fällt aus oder wird verschoben und ich bin die Letzte, die es mitbekommt. Nebenbei fallen aber immer wieder nette Aufgaben an, z.B. habe ich letztens eine Bühnenstück-Übersetzung korrigiert, das vielleicht bald in Deutschland aufgeführt wird. Es ist eine Umschreibung von Goethes Faust, eingebettet in einen politischen Kontext (nein, ich tue nichts Anti-Parteiisches in meiner Wohnung!).

Mit dieser Beteuerung verkrieche ich mich jetzt ins Bett und freue mich auf morgen, wo ich mein Packet (Kaffee & Schokolade!) abholen kann, wie mir gerade geschrieben wurde <3

4 Kommentare

  • Lilly Rose

    Hi Diane,

    ich finde es sehr interessant, von den Gemüsehändlern und Nachbarn zu hören! Ich kann die Kälte sehr gut nachvollziehen…in Südafrika hab ich geschlafen wie Rapunzel: unter 5 Decken und mit zwei Wärmflaschen. Selbstverständlich noch eine Fließjacke über dem Schlafanzug. So wurde mir der Unterschied zwischen isolierten und nicht isolierten Häusern bewusst!
    Poste doch mal ein paar Bilder von deinem Weg zur Uni oder von deiner Straße?
    Bei mir gehts in weniger als 3 Wochen los, langsam steigt die Aufregung…

    Liebe Grüße,
    Lilly =D

  • Juergen Wendt

    Oh Ha, das sind ja imposante Bilder. Allerdings wäre dieses Kraxeln nichts mehr für uns.
    Mit der Kälte bei Dir, mußt halt schnell zittern, dann wird einem doch warm, oder?
    God to hear, there has a parcel arrived and hopefully nothing is been missing.
    Bzgl. Skype, hier wurde in den Medien mitgeteilt, daß aufgrund des derzeitigen Parteitages das Internet verlangsamt wurde, d.h. da kann es zu Ausfällen kommen. Man möchte nichts schlechtes Verbreitet haben.
    Also Kopf hoch, was Dich nicht umbringt, macht Dich nur stärker!!

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