Gesundheit,  Nanjing

Und mal wieder spricht man über das Essen

Da bei mir wieder der Alltag eingekehrt ist (6 Uhr aufstehen, 8-12 Uhr Chinesischunterricht, Mittagspause, 14-16 Uhr Zusatzkurs in Chinese Literature oder Modern Society oder aber 14-18 Uhr Germanistikseminare am anderen Campus, Vokabeln pauken – tot, Bett), gibt es nicht viel Neues zu berichten, daher widme ich mich mal einem Thema, das uns ausländische Studis alle beschäftigt: das Essen. Die Durchfall-Phase hat nun jeder hinter sich und man könnte sich wieder der Völlerei hingeben, wenn… tja, wenn da nicht die Bedenken wären.
 

Ich zitiere meine Chinesischlehrerin: “China ist schlecht. Die Luft, der Dreck, das Essen macht euch alle krank. Wenn ihr Milch trinkt, werdet ihr krank oder könnt später keine Kinder mehr bekommen. Das Öl ist schmutzig… Geht nach Hause.”
Das ist kein Scherz, das hat sie wirklich gesagt!
Wir starrten sie alle mit offenem Mund an und ein jeder dachte sich in dem Moment: Verdammt, mein Flug ist aber erst in 6 Monaten (oder länger)! Ja, die Frau weiß wirklich einem die Laune zu verderben.
 
Okay, holen wir mal die Fakten und dunklen Seiten ans Tageslicht:
Die Frage um die Lebensmittelqualität beschäftigt nicht nur uns Ausländer, sondern auch die Chinesen. Denn es gibt keine Gesetze, die vorschreiben, was für Inhaltsstoffe so in den Produkten drin sind und das hinterhältige an der Sache ist, dass die Produkte, die an meisten angepriesen werden, mit am schädlichsten sind.
Nehmen wir beispielsweise die Milch.
Es ist Fakt, dass 90% der Chinesen laktoseintolerant sind, allerdings vertragen sie täglich eine kleine Menge Milch und Käse. Der Minister fordert die Bevölkerung sogar auf, mehr Milch zu trinken, sodass die Milchkampagnen staatlich gefördert werden und man überall, auf den Straßen, im Supermarkt und im Fernsehen, fröhliche Kinder mit Milchpackungen sieht. Das Angebot an Milchsorten ist hier drei Mal so groß, wie in Deutschland. Ist das nicht paradox? Die Milch muss also verändert sein, weniger Laktose besitzen oder so etwas… ich weiß es nicht genau. Man muss aber nicht viel forschen, um solche Schlagzeilen zu finden wie Reinigungslauge in chinesischer Milch entdeckt (Juni 12) oder Wieder vergiftete Milch in China (Februar 12). Laktose wird also durch Hormone, Melamin und mehr Fett ersetzt (10% und höher)- und das soll chinesische Kinder groß und stark machen? Ja, vielleicht fetter, und mit 30 sterben sie dann an Krebs.
Auf Milch will ich dennoch nicht verzichten, ich brauche sie für meinen Kaffee und für mein Oatmeal (Porridge). Was tun? Richtig, Importware. Natürlich kann keine frische Milch importiert werden, aber H-Milch tut es auch, selbst wenn ich dafür das Dreifache zahlen muss (ca. 3€ pro Liter). Australien, Neu Zeeland und Deutschland sind die Hauptexporteure und ich hoffe, dass ich zumindest diesen Marken vertrauen kann…Auch wenn ich gerade eben bemerkt habe, dass auf meiner Milchpackung zwar groß “Oldenburger” steht, aber nix Deutsches zu finden ist, sondern nur Russisch. Meine Güte, die Milch hat wirklich einen langen Weg hinter sich gebracht, wenn sie in Russland Zwischenstopp gemacht hat, um übersetzt zu werden – an Russisch sprechende Chinesen?! 😀
 
Großes Problem Nummer 2: Öl.
Wer glaubt, chinesisches Essen sei gesund, der hat sich gewaltig getäuscht. Ich erinnere mich noch an meinen koreanischen Taekwondo Trainer, der sagte, er möge kein chinesisches Essen, weil ihm das zu fettig sei. Damals habe ich ihn nur verwirrt angeguckt, heute weiß ich, wovon er spricht.
Kurzum: Alles, aber wirklich alles, schwimmt in Öl.
Ich kaufe kleine Backwaren und nach 10 Minuten ist die Tüte durchgenässt, wie bei einem Cookie von Subway (da weiß ich zumindest, worauf ich mich einlasse *lach*). Ich bestelle gebratene Nudeln und gieße aus der Schale erst einmal das unten schwimmende Öl heraus und wenn ich eine Suppe gegessen habe, sie allmählich kalt wird und sich eine schöne Fettschicht auf der Oberfläche bildet, dann kann ich mir wieder sicher sein, dass ich auch die gebratene Ente hätte essen können.
Schön und gut, neben chemischen Geschmacksverstärkern ist vor allem auch das Öl daran Schuld, das viele Dinge einfach unglaublich intensiv (leider auch gut) schmecken. Das Problem ist vor allem, dass das Öl in den Imbissbuden, aber auch in den Restaurants, gerne mehrfach verwendet wird. Allein der Gedanke dreht einem den Magen um, oder?
Wohl auch ein Grund, wieso auf einmal überall in den Supermärkten neben 1000 verschienen chinesischen Bratölen nun auch 10 Olivenöle stehen. Wuhu!
Zumindest ist damit der Privatgebrauch gesichert, auch wenn ich dennoch oft auswärts esse. Was auch sonst? Soll ich mich mit meinen dürftigen Kochkünsten nur von Reis und gekochtem Gemüse ernähren, wenn mir von draußen der Geruch viel leckerer Dinge um die Nase weht? Aber ja, die wirklich wirklich schlimmes Imbisse meide ich, denn es gibte bessere Alternativen, z.B. koreanisches Essen. Boa, es ist das Leckerste überhaupt, wirklich! Sie kochen ganz anders, viel gesünders, viel frischer und -äh- viel schärfer.
So, mein Fazit: Ernährungsbewusstsein kann Leben retten und selbst wenn es heißt, mehr Geld für Dinge auszugeben, die man in Deutschland bedenkenlos überall und von allen Marken verzehren kann, so geht die Gesundheit vor. Und wer noch einmal über die angeblich so hohen Lebensmittelpreise in Deutschland meckert, der bekommt von mir einen Tritt in den Hintern!
Und jetzt genießt euer Schwarzbrot, eure Bratkartoffeln oder Ofenpizza und denkt an mich ^^’

4 Kommentare

  • Denise K.

    Nicht mehr lange und deine Mami kommt und bringt dir Schwarzbrot und leckere Sachen mit, die du dann geniessen kannst….

    Pass auf dich auf und geniesse die kleinen Sünden Chinas- aber die Milch lass bloß in Ruhe. Dann lieber Sojamilch? Oder sowas in der Art 😉

    Kussi

  • Juergen Wendt

    Na ja, bald kannst Du Nutella, salzige Heringe mit einer guten Tasse Filterkaffe geniessen. Mit Patafix die Wände verschönen, dazu einen Salat mit Salatdressing von Knorr, und Schokolade. Das wird ein Tag werden, fast wie Daheim!

  • Lilly Rose

    Schrecklich!!
    Ich denke da an die ganzen "meat pies" in Südafrika…Da ist bestimmt alles drin, nur kein Fleisch! Und Lebensmittelpreise in Deutschland sind wirklich ein Traum! (Sogar schon im Vergleich zu Holland). Aber H-Milch ist trotzdem brrr!! =D Sollen wir dir deutsches Milchpulver einfliegen? Kondensmilch?

    Liebe Grüße,
    Lilly

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