Malaysia,  Reisen

Wenn alles etwas anders läuft Teil I

Ich muss ja sagen, dass im Normalfall meine Reisen und Kurztrips ganz gut verlaufen, also es keine großen Vorkommnisse oder Planänderungen gibt. Aber diese Reise… nunja, verlief gut, wenn auch ein wenig holpriger (und kostspieliger) als gedacht.

Als der Wahltermin 4 Wochen vor der Wahl bekanntgegeben wurde, hatte mein Staat (Pahang) bekanntgegeben, dass der Wahltag ein Feiertag sein solle und der Tag davor auch, damit jeder nach Hause fahren und wählen könne (irgendwie hat der Wahlort was mit seinem Geburtsort zu tun? Muss ich nochmal recherchieren). Da der Montag allerdings auch schon ein Feiertag war (Hari Hol, Todestag eines ehemaligen Sultans), wurde meine Arbeitswoche um 3 Tage gekürzt, womit ich 5 Tage Urlaub hatte. 5 Tage. Wie im Post zuvor hatte ich ja schon gesagt, dass ich geplant hatte, nach Borneo zu fliegen. Da war ich auch, gestern wieder zurückgekommen. Aber es lief alles etwas anders als gedacht…
Als ich Samstag Morgen am Busbahnhof ankam, 30 Minuten vor Abfahrt, war es rappelvoll und unübersichtlich. Ich stand da also im Gedränge und beobachtete den Bildschirm, auf dem die Ankunft und Abfahrt der Busse angezeigt wurden. Meiner wurde es nicht. Ich ging zur Information, fragte nach. “Der kommt gleich”, hieß es. Das war 5 Minuten vor Abfahrt. Ich wartete also, genau genommen 10 Minuten. Auf dem Bildschirm tauchte nichts auf. Ich ging wieder zur Information. “Haben Sie die Durchsage nicht gehört? Der Bus ist gerade abgefahren.” Abgefahren. Ich guckte sie an, als wollte sie mich verscheißern. Aber das meinte sie völlig ernst. Irgendwo auf Gleis 1 bis 14 war mein Bus mit 5-minütiger Verspätung angekommen, wurde eingeladen und war wieder weg. Und ich hatte es nicht mitbekommen. Ganz tolle Sache. Natürlich gab es keine Tickets mehr, die zeitnah genug wären, um meinen Flug um 16 Uhr von Kuala Lumpur aus zu erwischen. Mir blieb also nichts anderes übrig, als mich wieder ins Auto zu schwingen und nach Kuala Lumpur zu fahren. Zur Info: Das ist einmal quer durch das Land. Ich kenne die Strecke und weiß, dass sie zu 60% eintönig und langweilig ist. Aber dann muss man kurz vor KL durch die Genting Highlands, die – wie der Name schon sagt – hügelig sind. Ein bisschen. Ein bisschen wie im 3. Gang das Gas durchtreten und trotzdem nur mit 50km/h vorwärts kommen. Diese Strecke macht ungefähr weitere  20% der Fahrt aus. Und die restlichen 20% sind am Rande von KL vorbei nochmal 55km Richtung Flughafen. Auf diesen durchgehend 6-spurigen Fahrbahnen ist es ein bisschen wie Wasserrutsche rutschen: Entweder wird man im Verkehr auf die richtige Spur gespült oder nicht. Ich war daher unheimlich stolz au mich, als ich alles ganz glatt hinbekam und meinen Wagen dann im Parkhaus des Flughafens parkte (das kostete mich am Ende 35€…). Also, check: ich war in KL Auto fahren. Aber muss ich nicht nochmal, wirklich nicht.
Nun, im Flughafen, im Flugzeug und auch in Tawau, meinem Zielflughafen im Bundesstaat Sabah auf Borneo, lief alles glatt. Sogar mein Fahrer war da (vom Hostel organisiert), der mich zusammen mit 2 Chinesen nach Semporna brachte. Und dann… und dann… ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Vielleicht sei zuerst gesagt, dass ich wusste, dass Semporna nur der Hafen ist, von wo alle Boote zu den Inseln starteten. Ich wusste, dass es dort nichts gab, ich wollte ja auch nur tauchen. Ich wusste, dass ich für 8€ die Nacht nicht viel erwarten durfte. Nochmal zur Info: Ich wollte tauchen. Aber dann landete ich plötzlich in dem schlimmsten Drecksloch, das ich seit… irgendwo in China aufm Land gesehen hatte. Wer glaubt, dass ich so einen Anblick gewohnt bin, der irrt sich. Ich war so geschockt, dass ich versucht war, dem Fahrer zu sagen, dass er doch bitte wieder umkehren sollte. Das Geld für die 4 Nächte im Hostel wäre zu verkraften. Cholera dagegen nicht. Zudem war es schon dunkel und es trieben sich Männergangs,  bettelnde Kinder und hagere, zahnlose Frauen, die einem an jeder Ecke Zigaretten andrehen wollten, herum. Und das alles zwischen Müllbergen (eine stinkende Mischung aus Hausmüll, Fisch, verfaultem Gemüse und anderem Unrat), auf denen humpelnde, dreckige und kranke Hunde und Katzen nach Essen suchten. Meine Unterkunft befand sich zwischen zwei Mülltonnen, eine Treppe mit Kakerlaken und Hundescheiße hoch im ersten Stock. Als ich da stand und in den Korridor blickte, von dem links und rechts Zimmer abgingen, einem Waschbecken am Ende und einem fleckigen Teddybären, der einen aus trüben Augen anstarrte, hätte ich fast gelacht. Aber mit Tränen in den Augen (übrigens hat die Unterkunft 8/10 Sterne auf booking.com bekommen!). Das einzige, das ich an dem Abend noch tat, war in mein Doppelbett zu kriechen, unter mir eine schnarchende Frau, die Decke über den Kopf zu ziehen und zu hoffen, dass im Glanz des nächsten Tages alles besser aussehen würde (Spoiler: Es wurde nicht besser).

Ich wachte am nächten Morgen um 6 Uhr vom Bass einer Stereoanlage auf.
Da das Wasser nicht richtig lief, verzichtete ich auf eine Dusche. Ich dachte nur: Ich muss hier weg, weg, weg! Beim Frühstück traf ich 2 andere Reisende, die mir sagten: Egal wie teuer, buch eine Unterkunft auf einer der Inseln. Ich kannte allerdings die Preise dieser Resorts, daher hatte ich mich ja für den Hafen entschieden. Ich wusste nur nicht, dass es SO schlimm sein würde. Vorab hatte ich mich schon mit einer Tauchschule in Verbindung gesetzt und wusste, dass deren Büro um 7 Uhr öffnete. Also war ich dort und buchte mein 3-Tage-Paket á 3 Tauchgänge. Und dann fragte ich nach der Unterkunft, denn die Tauchschule hatte auf Mabul Island auch ein Resort. Es wäre noch ein Luxus-Chalet frei. Ich war verzweifelt. Ich buchte 2 Nächte das Ding, 60€ pro Nacht. Meine Girokarte ging nicht und ich musste zur Kreditkarte wechseln, nochmal 10% Gebühr oben drauf. “Unser Boot geht um 8 Uhr los. Wir kommen nicht mehr zurück, du müsstest also deine Sachen mitbringen.” Es war 7:40 Uhr. Also rannte ich zurück ins Hostel, stopfte meine Sachen in meinen Rucksack, sagte der Besitzerin, ich sei in 2 Tagen wieder da, und rannte dann noch zur Bank, da es auf der Insel keinen Automaten gab. Um 8:05 Uhr war ich am Hafen und schob mich durch einen Berg noch zappelnder Fische Richtung Boot, wo man auf mich wartete. Erst, als wir den Hafen verließen, konnte ich durchatmen. Scheiße, so hatte das alles nicht anfangen sollen. Während der einstündigen Fahrt entspannte ich mich aber mit jedem Kilometer, mit dem wir uns vom Dreckloch entfernten.

Hier geht es zum 2. Teil!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert