Wenn alles etwas anders läuft Teil II
Ich war also raus aus Semporna. Nach der Bootsfahrt ging es gleich zum Anleger, wo das Tauchequipment ausgegeben wurde. Bootswechsel und raus zum ersten Tauchpunkt. Und erst, als ich unter Wasser war, fühlte es sich wie Urlaub an…
Wer schon einmal einen reinen Tauchurlaub gemacht hat, der kennt das Maschinengefühl: Schlafen-Essen-Tauchen-Essen-Schlafen. Man macht eigentlich nichts anderes. Böse Zungen sagen nicht umsonst: Tauchen macht taub, dumm und hungrig. Ähm, lassen wir das Thema.
Kommen wir jetzt zu den schönen Eindrücken, die in diesem Urlaub ganz klar nur UNTER Wasser gefunden werden konnten:
Für alle, die es interessiert, hier eine kleine Auflistung von Unterwassertieren, die ich gesehen habe (die beiden Fotos sind ausversehen entstanden, weil ich mit der GoPro vom Kameramodus in den Fotomodus gewechselt habe – ein Glück!):
- Braunkopf-Plattkopf (crocodile flathead)
- Weißaugenmuräne (greyface moray eel), Sternfleckenmuräne (snowflake moray), Nasenmuräne (ribbon eel), Gelbgefleckte Muräne (yellow-edged moray)
- Echte Karettschildkröte (hawksbill sea turtle), Suppenschildkröte (green turtle)
- Blaupunktrochen (bluespotted ribbontail ray)
- Rotzahn-Drückerfisch (redtoothed triggerfish)
- Feuerfisch (lionfish)
- Breitarm-Sepia (broadclub cuttlefish)
Und hier ein kurzes Video:
Also, tauchen hat immerhin geklappt, auch wenn ich noch niemals 3x täglich unter Wasser war. Nach dem 2. Tag war mein Zahnfleisch kaputt und ich habe irgendetwas mit meinem Nacken angestellt, der seitdem wehtut. Und mein Ohr auch. Dumm, taub und hungrig… genau.
Das teure Resort war wirklich nett, aber Mabul Island war, nunja, ich würde gerne wissen, wie es sonst so auf der Insel war, aber außer dem Resort kam man eigentlicht nirgends hin, da sich daneben das Dorf von Bajaus befand. Als Bajau bezeichnet man eine indigende Bevölkerungsgruppe, die früher komplett nomadisch auf See lebte. Heute haben sie ihre Häuser über dem Wasser, aber leben immer noch von dem, was das Meer so hergibt.
Wie man sehen kann, sehen die Häuser nicht besonders schön aus. Ehrlich gesagt, sind es zusammengezimmerte Schrottkisten. Aber das ganze Leben findet darin statt, es sind da Familien mit teilweise bis zu 10 Personen drin. Das Problem mit/der Bajau ist, dass sie teilweise staatenlos sind, weil ihre Herkunft nicht anerkannt ist. Viele sind illegal aus den Philippinen gekommen und nicht registriert, daher können die Kinder auch nicht auf eine staatliche Schule gehen, wobei es in Mabul extra eine Schule für sie gibt. Aber eben nur dort. Man muss sich mal vorstellen; dieses Leben und das schicke Resort wird nur durch eine kleine Sichtwand getrennt. Ich weiß nicht, was die Bajau von den Touristen denken, die täglich ankommen und nach Dingen tauchen, die bei denen auf dem Teller landen, aber ich kann mir vorstellen, dass es da, nunja, Differenzen gibt. Die größte ist der Umweltschutz: Früher hatten die Bajau alles in Bananenblättern eingepackt und dann ins Meer geworfen. Heute wurden die Blätter schon längst durch Plastik ausgetauscht, aber es wird trotzdem noch alles ins Meer geworfen. Daher ist das Ufer auch voll davon… man schaut vom Steg ins Wasser und sieht von oben schon Pepsidosen, Pampers und Plastiktüten zwischen den Korallen hängen.

Jetzt ist es aber nicht so, als würde das Resort/die Tauchschule nichts tun. Die Tauchschule (Scuba Junkies) gibt den Bajau jeden Tag Mülltüten und bringt 4x die Woche diesen Müll zum Festland. Und trotzdem schmeißen sie alles ins Wasser. Die Tauchschule unterrichtet in der Schule, warum man keine Korallen kaputt machen oder Haiflossen essen sollte. Sie tun es trotzdem. Ein paar wenige Frauen aus dem Dorf (die mit Papieren) arbeiten sogar im Resort, es entstehen also Arbeitsplätze durch die Touristen. Was aber wohl gut funktioniert, ist das Schildkrötenprojekt: Auf Mabul kommen jedes Jahr Hunderte Meeresschildkröten nachts an den Strand, um ihre Eier dort abzulegen. Wenn so ein Nest von den Bajau entdeckt wird, sagen sie der Tauchschule Bescheid und bekommen dafür Geld – mehr als das, was sie für den Verkauf der Schildkröteneier auf dem Schwarzmarkt bekämen. Das klappt ganz gut, sodass jährlich Tausende Babyschildkröten ins Meer freigelassen werden können. Ich habe übrigens enorm viel über Schildkröten gelernt, da in dieser Woche die “Turtle Week” stattfand und jeden Abend eine Präsentation von einem Professor oder einem anderen Naturschützer über Schildkröten gehalten wurde. Das war super interessant. Ich bin jetzt so ein halbschlauer Meeresschildkröten-Experte (und ich MUSS es irgendwie schaffen, mal beim Schlüpfen der Babys dabei zu sein!).
Ich denke, das waren die wichtigsten Infos über diese Reise. Sie war a) teurer als erwartet b) mit diversen Komplikationen gespickt (Auto statt Bus, Resort statt Hostel) aber c) auch “nachhaltiger” als gedacht. Die Armut, die ich in Semporna gesehen habe, hätte ich nicht für möglich gehalten. Und ich habe gesehen, wie indigene Bevölkerung mehr oder weniger in den globalen Tourismus eingebunden wird. Ein Prozess, der hoffentlich in Zukunft für beide Seiten Erfolge bringt. Ich hatte wortwörtlich atemberaubende Erlebnisse unter Wasser, die mich zum Weinen gebracht hatten (sehr schlechte Idee, unter Wasser zu heulen, dann läuft nämlich die Nase), und bin um einiges Wissen bereichert worden.
Achso, und Fazit: Fischbällchen und Strohhalme sind bei mir jetzt absolut TABU!
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