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Wie schreibt man seinen Namen auf Chinesisch?

Ein kleiner Beitrag zu der oft gestellten Frage: Wie schreibe ich meinen (westlichen) Namen auf Chinesisch?
Variante 1: Ich belasse es einfach dabei, sollen die Chinesen doch die lateinische Schrift lesen…
Variante 2: Ich übersetze phonetisch, das bedeutet, dass ich im Chinesischen Wörter suche, die wie mein Name (also die Silben) klingen. Beispiel: Anna. Es gibt das chinesische Wort 安 (an), das ruhig, friedlich bedeutet. Kombiniert mit 娜 (na = elegant, erhaben) haben wir die phonetische Übersetzung von Anna in 安娜, was man als “ruhige Erhabene” übersetzen könnte. Leider funktioniert es nicht immer so einfach, da sich nicht für jede unserer Silben auch entsprechende Wörter (die dann auch möglichst positiv sein sollten) im Chinesischen finden lassen. Hier noch ein paar Beispiele bekannter westlicher Namen, die phonetisch ins Chinesische übersetzt wurden:
列奥纳多 (liè ào nà duo) = Leonardo (wie z.B. Leonardo da Vinci)
马可 (ma ke) = Markus (z.B. der Evangelist)
安格拉 (an gé la) = Angela (wie Angela Merkel)
und so weiter. Bei diesen ganzen Namen weiß der chinesische Muttersprachler aber schon, dass es keine chinesischen Namen sind, da kein Chinese solche Namen hat, nicht einmal die übersetzten Varianten.
Variante 3: Ich bin kreativ und suche nach nett klingenden Wörtern, was ich ja bei der zweiten Variante mehr oder weniger ja auch mache, sobald das Wörterbuch bei der Eingabe meiner Silben nichts Passendes, oder nur Negatives ausspuckt. So kann es dann sein, dass mein chinesischer Name meinem Echten gar nicht mehr ähnelt, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

Nach langem Überlegen und vor allem mit Diskussionen mit meinen chinesischen Kommilitonen, habe ich endlich einen eigenen Namen (wuhu, ich habe einen Namen! :D).
Erst Anfang dieser Woche fand ich heraus, dass mich meine Kommilitonen  immer 大雁 (dàyàn) nennen, was schlicht und ergreifend Wildgans bedeutet. Erst war ich empört, oder besser gesagt, skeptisch. Ja danke auch! Letztendlich war die Aufregung aber unbegründet, da es wohl auch Chinesen geben soll, die so heißen… zudem mag ich die (kanadische) Wildgans, erinnert mich immer an Amy und die Wildgänse.
ABER: Wenn ich im Wörterbuch nachschlage, dann steht unter dàyan (andere Betonung) auch Opium… Äh, nein danke?! Zumal, wenn ich mich dann mal selbst vorstelle, ganz sicher nicht immer die Töne treffe und mich dann mit “Hi, ich bin Opium, und wer bist du?” vorstelle. Das meinte ich bei der Übertragungsvariante 2: Wähle Namen, die keine anderen Bedeutungen – und selbst, wenn sie nur durch falsche Betonung ausgelöst werden – hervorrufen könnten!
Heute beim Chinesischunterricht ließ ich aber mal meinen Chinesischlehrer machen und das Ergebnis ist optimal! Und zwar lautet es 何黛雁 (Hé Dàiyàn), wodurch sogar mein Nachname Erwähnung findet. 何, also hé, ist ein gängiger Chinesischer Nachname und spiegelt schlicht und ergreifend das H in meinem Nachnamen wieder (ihr wisst, im Chinesischen steht der Nachname vor dem Vornamen). 黛雁 dàiyàn klingt zum einen eher wie mein echter Name, zum Anderen nicht wie eine Droge, sondern ist aus den Worten 黛 (dài ist die schwarze Farbe, mit der sich im alten China die Frauen die Augenbrauen bemalten) und 雁 (yàn wieder die Gans) zusammengesetzt. Gut, kombiniert bekomme ich da nichts Sinnvolles raus (angemalte Gans?), aber der Name gefällt mir trotzdem besser, zumal ich dabei nicht Gefahr laufe, mit Opium verwechselt zu werden…

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